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Album der Woche

20. Juni 2024, 19:25 Uhr von Uwe

Heute las ich in den Nachrichten, dass Queen die Rechte an ihrem gesamten Schaffen für den Schnäppchenpreis von einer Milliarde Pfund veräußern. Keine Ahnung, was man mit einer halben Millarde Kilos macht, aber zumindest dürften die drei verbliebenen Mitglieder für die nächsten Generationen ausgesorgt haben, nicht dass das vorher nicht der Fall gewesen wäre… Aber immerhin ergibt sich damit nun eine Überleitung zum Album der Woche.

Das kommt nicht von Queen, und war bis vor fünf Minuten auch gar nicht geplant, aber nach dieser Meldung und dem Gedankengang von wegen Queen und Reich und der Betrachtung der Relevanz von Umlauten im Heavy Metal sind wir plötzlich bei Queensrÿche angekommen (ich mach hier heute wieder Assoziationsketten auf, vom Allerfeinsten). Wie auch immer, die Band erschien 1984 mit ihrem Debüt auf der Bildfläche (vorher gab es noch eine EP). Dieses Debüt hört auf den Namen „The Warning„, wobei ich bis heute nicht weiß, wovor da eigentlich gewarnt werden soll. Das Coverartwork könnte jedenfalls eine Warnung vor Augenkrebs vertragen – aber wichtiger als die Verpackung ist der Inhalt (Victoria’s Secret und Co. würden hier möglicherweise widersprechen, hrhr).

Egal, das Album enthält neun Songs, die im Vergleich zu späteren Werken noch recht geradlinig angelegt sind, aber auch schon erahnen lassen, was da später noch für große Werke entstehen würden. Der Titeltrack, direkt an erster Stelle platziert, beginnt direkt mit einem verhallten Schrei, bevor ein recht konventioneller Song durchläuft. Geoff Tate’s Stimme schwebt irgendwo in den allerhöchsten Höhen und ist weit in den Vordergrund gemixt (wie überhaupt der Mix der Platte viel zu wünschen übrig lässt). Im folgenden En Force gibt es im Hintergrund ein paar Kirchenglocken zu hören, sehr spannend ist das sehr ruhige getragene Outro (oder eine Coda?), was irgendwie nicht so recht zum eigentlichen Song passt wie ich finde. Es zeigt aber dass die Band nicht nur stumpfen Metal spielen will, sondern mehr auf dem Kasten hat. Deliverance rockt flott nach vorn, lässt aber viel Raum für Vokalakrobatik, ist ansonsten aber auch ganz klassisch aufgebaut, also typisch mit Solo und Refrain.

Ein erstes großes Highlight ist No Sanctuary, was als ruhige Ballade startet und sich in sechs Minuten zu einem ziemlichen Monster entwickelt. Sowas kann grandios in die Hose gehen und hängt sehr davon ab, dass die Person am Mikro die Gefühle transportieren kann. Und das ist hier definitiv der Fall. Tate durchleidet hier von zerbrechlich bis zornig die komplette Bandbreite. Danach folgt NM 156, was den Sonderpreis für den kryptischsten Songtitel des Albums mit Leichtigkeit einsackt.

Die B-Seite des Albums ist deutlich stärker als die A-Seite. Das beginnt direkt beim ersten Song, nämlich Take Hold Of The Flame, was ebenfalls ruhig beginnt und sich dann grandios steigert. Es gibt Videos auf Youtube, wo sich Gesangslehrer(innen) überhaupt nicht mehr einkriegen, wie Tate hier mühelos im Sekundentakt Sprünge von über einer Oktave hinlegt. Ein Beispiel sei hier die Analyse von Opernsängerin Elizabeth Zharoff, die wirklich Ahnung davon hat, wie man singt und außerdem die Musik auch technisch super sezieren kann. In eine ähnliche Kerbe schlagen Before The Storm und Child Of Fire, bevor das große Finale in Form des überlangen Roads To Madness folgt.

Fazit: Eine super B-Seite mit einigen Genre-Klassikern, ein Sänger der in die gleiche Liga wie Rob Halford oder Bruce Dickinson gehört, und leider eine dünne Produktion. Trotzdem ein würdiges Album der Woche.

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